16 Juli 2006

Trampen durch Kuba

Hallo,

wieder zurück aus Kuba.
Man kam sich vor wie in einem Museum in einem Land wo vor 40 Jahren einfach die Zeit stehen geblieben ist.
Es gibt dort so gut wie nichts aus dem Westen, alles ist anders als bei uns. Von daher war es sehr interessant, das alles mal gesehn zu haben, bevor der Kapitalismus dort einzieht (wer weiß wann).

Fotos: Kuba (Reihenfolge falsch)

Es war wunderschön. Die Landschaft dort ist unglaublich schön. Wie man sich das vorstellt, Karibik halt ne. Und dann die Architektur! Die alten Kolonialhäuser sind wahnsinn, wenn auch total zerfallen alles. Und dann sind da ja noch die modernen Sachen aus den 50ern.
Wusst ich vorher auch nicht: viel von der "Sonnenscheinarchitektur" in Kalifornien und Florida wurde in Kuba „erfunden“. Auch die Kultur der Spielcasinos, Nutten und Mafia kommt von dort. Nach der Revolution ging das dann alles erst in die USA.
Und natürlich die alten Autos. Totale Schrotthaufen, aber geil :)

Wir sind dort mit Rucksäcken durchs Land gezogen und haben getrampt und manchmal bei privaten Leuten geschlafen oder im Freien am Strand übernachtet. Hat auch alles ganz gut geklappt.

Irgendwie waren wir aber insgesamt nicht begeistert vom Leben dort. Leider haben wir die Kubaner nicht als besonders nettes Volk kennen gelernt. Man hatte ja so viel erwartet, aber nix. Erstens ist es wirklich dreckig. Überall stinkt es, Ungeziefer, alle schmeißen den Müll überall hin, das is schon ekelig.
Und die „Toiletten“, ohne Klobrille, Wasser oder Spülung, und oft ohne Tür! Da sitzt man irgendwo und genau nebenan sch... einer und man guckt zu! Und dann ohne alles steht der auf und geht! Wir waren dann oft im Freien.

Dann muss man leider sagen, das sie sehr unfreundlich waren. Niemand hilft einem - es sei denn sie können damit Geld machen. Das ist das Problem dort: das System des Sozialismus und weil der Staat pleite ist und niemand Lohn bekommt, arbeitet auch niemand. Wir haben die Leute meistens nur faul rum sitzen sehen. Alles zerfällt, niemand gibt sich Mühe und versucht irgendwie etwas zu reparieren oder zu verkaufen. Auch wenn man es sogar verstehen kann, das war echt nicht schön, man hatte überhaupt keine Lust Leute irgendwas zu fragen, weil alle dich nur versuchen zu bescheissen.

Wobei man fairerweise dazu sagen muss, dass es dort zwei Währungen gibt: eine für die Einheimischen und eine separate für Touristen. Und nur mit der "West-Währung" können sich die Leute etwas wirklich schönes kaufen. Daher kann man gut verstehen, dass sie da auf jeden Dollar scharf sind. Und wir als Studenten wollten aber aus Prinzip nur mit der Einheimischen Währung reisen und für das Essen 1 Cent, statt wie als urlauber üblich drei Dollar (das 300-fache!!) zahlen. Das das nicht so gut ankam, ist dann auch wieder verständlich.

Kubaner gucken 10 Stunden am Tag Propagandafernsehn. Nirgends spielt jemand Musik wie man das dachte oder tanzt oder geht wenigstens mal in eine Bar oder sowas. Nichts davon haben wir irgendwo gesehen.
Bis auf natürlich die Super-Tourigebiete, wo kein Kubaner hin darf (die Polizei sperrt diese ab), dort ist alles renoviert, Livebands spielen, es gibt Rum und Zigarren. Aber wenn man um die nächste Ecke biegt, weiß man: alles nur gespielt.

Das alles zusammen hat einem die Laune doch ziemlich vermießt.

Naja es war ein grosses Abenteuer und hat Spass gemacht.

Also denn,
hasta luego amigos
Stephan